Wertvoll

Lebens Liturgien

Folge 189

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Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ 

(Lukas-Evangelium 15,8-10)

Das eigentliche Wort, die eigentliche Bezeichnung für die hier angesprochene Münze lautet: „Drachme“. Das Interessante ist: die Forschung kann nicht sicher sagen, ob die Drachme für die Frau in dem Gleichnis nun eigentlich wertvoll war oder nicht. Der Grund: Der Wert der Drachme in der Antike schwankte gewaltig. Es gab Zeiten, in denen man für fünf Drachmen einen Ochsen kaufen konnte. Die Frau hätte demnach den Gegenwert von einem Fünftel Ochsen irgendwo im Haus verloren, was vor allem für ärmere Menschen ein herber Verlust gewesen wäre.

Es gab allerdings auch Zeiten, in denen dem Silber der Drachme viel unedles Metall beigemischt war – teils durch kriminelle Münzfälscher, teils durch den Staat selbst, der durch diese Form der inflationären Geldvermehrung seine Staatsschulden in den Griff zu bekommen versuchte. In solchen Zeiten war die Drachme nur sehr wenig wert.

Ich finde diesen schwankenden Wert der Drachme ein charmantes Bild. Auch wir schwanken ja in dem, welchen Wert wir uns zumessen. Je nach Laune und Lebenserfolg empfinden wir uns mal als mehr und mal als weniger wertvoll. Auch mit Blick auf andere Menschen ist das Bild von dem schwankenden Wert der Drachme aussagekräftig. Denn nicht jeder Mensch für uns gleich wertvoll: manche haben für uns überragenden Wert, sind uns zutiefst kostbar. Andere Menschen sind uns weitgehend egal, gleichen einer Silbermünze zu Inflationszeiten.

Für Gott haben sowohl wir als auch alle Menschen um uns herum einen Wert, der von nichts und niemandem zu übertreffen ist. Und das liegt daran, dass bei Gott nicht unser Lebensinhalt oder unsere Lebenserrungenschaften unseren Wert bestimmen, sondern die Liebe Gottes zu jedem und jeder Einzelnen von uns. Es ist die unermessliche, unauslöschbare, alles überwindende Liebe Gottes, die jedem von uns einen unermesslichen Wert verleiht und die dazu führt, dass im Reich Gottes alle Menschen gleich wertvoll sind.

Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ 

In der Stille lasse ich mir von Gott einen Menschen zeigen, dem ich zu wenig Wert zubillige.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Die Suche

Lebens Liturgien

Folge 188

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Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

(Lukas-Evangelium 15,8-10)

Ich mag, wie liebevoll und detailliert Jesus hier vom Suchen und Finden der Frau erzählt:

Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ 

Ich mag besonders, wie Jesus das Suchen beschreibt. Die Häuser waren damals klein, einstöckig und dunkel, da sie Schutz vor Hitze, Wind und Kälte bieten sollten und es Glasfenster noch nicht gab. Die Frau muss für ihre Suche also eine Öllampe anzünden, die wenigen Möbel zur Seite rücken oder hochheben, in jede Ecke hineinleuchten und gründlich einmal, vielleicht sogar zweimal das Haus durchkehren. Sorgfältig und Meter für Meter arbeitet sie sich durch ihr kleines Haus, bis es irgendwann endlich beim Kehren klimpert. Sie bückt sich, leuchtet mit der Lampe ins Dunkle – und tatsächlich: da blitzt etwas. Da blitzt die kleine, verlorene Silbermünze. Erleichtert und glücklich nimmt sie die Silbermünze in die Hand, säubert sie, hält sie ins Licht und eilt dann zu ihren Freundinnen und Nachbarn, um ihre Freude mit ihnen zu teilen.

Genau so gründlich und ausführlich müssen wir uns Gottes Suche nach seinen verlorenen Menschen vorstellen. Nach denen, die sich von ihm entfernt haben, die sich verloren haben in irgendeinem Schmerz oder irgendeiner Gier, die herausgefallen sind aus dem guten Leben. Ich will glauben, dass Jesus jedem und jeder von ihnen nachgeht, mit langem Atem, liebevoll, hartnäckig, einfallsreich und unendlich geduldig.

In der Stille bringe ich einen Menschen, der sich verloren und von Gott entfernt hat, vor Jesus und bete, dass Jesu Suche zu seinem Ziel kommt und die Engel Gottes in Jubel ausbrechen.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Die arme Frau

Lebens Liturgien

Folge 187

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Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Das verlorene Schaf und die verlorene Silbermünze: Jesus erzählt mit diesen beiden Gleichnissen von seiner eigenen Such-Leidenschaft und seiner Finde-Freude. In Gleichnis vom verlorenen Schaf wählt er mit dem suchenden und findenden Hirten ein recht klassisches theologisches Bild. „Der Herr ist mein Hirte …“ Es fällt leicht, Jesus mit dem Hirten zu identifizieren.

In seinem zweiten Gleichnis tut er dagegen etwas Seltsames: er erzählt von seiner Such-Leidenschaft und seiner Finde-Freude in der Gestalt einer armen Frau. Das ist zutiefst ungewöhnlich:

Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat?

(Lukas-Evangelium 15,8)

Ich möchte heute mal nur an dieser einen Beobachtung stehen bleiben. Jesus erzählt von sich selbst, von seinem großen Suchen und Finden in der Gestalt einer armen, gerade einmal zehn Silbermünzen besitzenden Frau, die in einer dunklen, fensterlosen Hütte ihr Dasein fristet.

Ich behaupte: Jesus tut das absichtlich. Er verteidigt seinen bevorzugten Aufenthaltsort bei den Armen, den Kranken und den Randsiedlern, indem er von der Münz-Suche einer armen Frau erzählt. Jesus irritiert absichtlich. Ich vermute: um an allzu gewissen Gottesbildern zu rütteln und an allzu gewissen Überzeugungen, wie gelungenes, richtiges, gutes Leben auszusehen hat. Jesus will, dass wir es uns mit dem Reich Gottes und mit Gott nicht zu einfach machen. Dass wir innerlich so wach und geistlich beweglich sind, dass wir Gott sowohl durch die Linse eines Hirten wie auch durch die Linse einer armen Frau entdecken können. Dass wir erkennen, wie unfassbar viele Seiten und Eigenschaften Gott hat.

Welche Seite Gottes habe ich in der letzten Zeit neu entdeckt? Wo hat Gott mich überrascht? In der Stille komme ich mit Gott darüber ins Gespräch.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Prioritäten setzen

Lebens Liturgien

Folge 186

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

In der letzten Folge haben wir miteinander darüber gestaunt, dass der große Universums-Hirte trotz seiner aktuell gut acht Milliarden Schafe ausgerechnet uns – jeden und jede Einzelne von uns – liebevoll und aufmerksam im Blick hat und uns nachgeht, sich kümmert, uns befreit und trägt.

Das gilt allerdings nicht nur für uns. Das gilt auch – vielleicht sogar vor allem – für die Menschen um uns, die uns Mühe machen.

Gehen wir noch einmal zurück zum Ausgangspunkt dieser Erzählung Jesu. Auslöser ist dies hier:

Jesus war ständig umgeben von Zolleinnehmern und anderen Leuten, die als Sünder galten; gerade sie wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten waren darüber empört. »Dieser Mensch gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen!«, sagten sie.

(Lukas-Evangelium 15,1f.)

Diese Worte aus dem Mund der Pharisäer beschreiben eine recht interessante Einseitigkeit im Leben Jesu. Auf der einen Seite gilt wie im berühmten Johannes 3,16-Zitat beschrieben: „So sehr hat Gott die Welt geliebt …“. Gottes Liebe gilt jedem Menschen, überall, zu jeder Zeit, immer. Gottes schöpferische Liebe ist es ja, die überhaupt erst Leben ermöglicht, die dich, mich und jeden und jede andere aus dem Nichts hervorliebt. Jesus liebt jeden und jede Einzelne der mittlerweile knapp über acht Milliarden Menschen weltweit.

Und doch hat Jesus seine Zeit auf Erden erstaunlich ungleich – manche würden sagen: ungerecht – verteilt. Die Gruppe der Mächtigen, der Bedeutenden und der Rechtschaffenen hat wenig abbekommen von Jesu Aufmerksamkeit und Gesellschaft. Die Klugen, die Reichen und die, deren Leben gelungen ist, haben Jesus selten zu Gesicht bekommen.

Warum eigentlich? Waren sie allesamt zu stolz, zu selbstzufrieden, satt und innerlich unbeweglich, um offen zu sein für Jesus und sein gutes, himmlisches Reich? Vielleicht …

Vielleicht musste Jesus aber auch einfach Prioritäten setzen. Zu seiner Menschlichkeit gehörte sein Begrenzt-Sein. Jesus konnte immer nur an einem Ort zugleich sein, er hatte immer nur Kraft für 12-16 Stunden am Tag. Jesus konnte zu seinen Lebzeiten also gar nicht für alle da sein, er musste klar auswählen, Jesus musste priorisieren.

Und während wir dazu tendieren, unsere begrenzte Zeit möglichst mit angenehmen Menschen zu verbringen, hat Jesus voll auf das Gegenteil gesetzt. Jesus war mit Vorliebe da, wo Krankheit, Armut und Einsamkeit geherrscht haben. Er hat die Gemeinschaft von Menschen gesucht, denen ihr Leben irgendwie misslungen war, die falsche Lebensentscheidungen getroffen hatten oder denen vom Schicksal übel mitgespielt worden war.

Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?

(Lukas-Evangelium 15,4)

Zur Menschlichkeit Jesu gehörte sein Begrenzt-Sein und zu seinem Begrenzt-Sein, dass er priorisieren musste. Für welche Menschen war es am wichtigsten, dass er bei ihnen war? Welche Menschen brauchten ihn am dringendsten?

In der Stille lasse ich mir von Gott zeigen, wer mich – heute und in den nächsten Tagen – am dringendsten braucht.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Das seltsame Handeln des Hirten

Lebens Liturgien

Folge 184

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Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«

(Lukas-Evangelium 15, 3-7)

Ich hänge noch ein wenig an dem recht unsinnig erscheinenden Gleichnis vom verlorenen Schaf. Es wirft mehr Fragen auf als es löst. Es gehört zur rauen Wirklichkeit eines Hirten, dass Schafe kommen und gehen. Mal werden ein paar Lämmer geboren, dann wieder reißt ein Wolf ein paar der Schafe oder ein Schaf erkrankt schwer und stirbt. Der natürliche Kreislauf des Lebens. Schaf kommt, Schaf geht. Kein Grund, für ein einzelnes Schaf so einen Aufstand zu machen.

Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?

(Lukas-Evangelium 15,4)

Die ehrliche Antwort auf diese Frage lautet: „Nein. Tut er nicht!“ Das, was Jesus hier erzählt, ist unnormal, außergewöhnlich. Normal und gewöhnlich wäre, diesen Verlust hinzunehmen und auf die restlichen Schafe so gut wie möglich aufzupassen.

Aktuell leben etwas mehr als 8 Milliarden Menschen auf dieser Erde. Eine unendlich große Herde von Menschen auf einem Planeten, der lediglich ein verschwindend winziger Teil des unendlich großen Universums ist. Acht Milliarden Menschen, die auf diesem winzigen Punkt Erde kommen und gehen, die entstehen und wieder verschwinden. Müsste dem großen Universums-Hirten ein einzelnes Menschenleben nicht vollkommen gleichgültig sein?

Was Jesus hier von sich selbst und von Gott erzählt, ist vollkommen unnormal und außergewöhnlich:

Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ 

(Lukas-Evangelium 15, 3-7)

In der Stille lasse ich auf mich wirken, was Jesus hier vom großen Universums-Hirten erzählt. Er sieht mich. Liebt mich. Kümmert sich. Geht mir nach. Befreit mich aus Gestrüpp und Dornen. Trägt mich nach Hause. Das ist Reich Gottes.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Finde-Freude

Lebens Liturgien

Folge 183

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Das mit dem Reich Gottes ist also – wie wir in den letzten 26 Folgen gemerkt haben – eine komplexe Geschichte. Es beginnt winzig klein, kann aber gewaltige Ausmaße annehmen. Es kann unglaublich viel Frucht bringen, aber auch verdorren oder ersticken. Es braucht unser ganzes Mittun und kommt doch von ganz alleine. Es ist reines Geschenk und fordert doch ganzen Lebenseinsatz. In ihm ist für alle gesorgt und doch bleibt es oft ungerecht – zumindest hier auf Erden.

Apropos ungerecht: Ungerechtigkeit und Einseitigkeit, genau das war eines der zentralen Dinge, die die religiöse Elite damals Jesus vorwarf. Jesus war so furchtbar oft bei denen zu finden, die es am wenigsten verdient hatten:

Jesus war ständig umgeben von Zolleinnehmern und anderen Leuten, die als Sünder galten; gerade sie wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten waren darüber empört. »Dieser Mensch gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen!«, sagten sie.

(Lukas-Evangelium 15,1f.)

Normalerweise reagiert Jesus auf solch pharisäische Angriffe selbst angriffslustig. Hier jedoch versucht er, die Angreifer zu gewinnen, sie mit hineinzunehmen in seine Perspektive, in sein Fühlen und Handeln.

Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«

(Lukas-Evangelium 15, 3-7)

Es gibt meines Erachtens zwei Gründe, warum man nach etwas sucht. Entweder hat das Verlorene einen ökonomischen Wert (davon erzählt Jesus uns im anschließenden Gleichnis von dem verlorenen Groschen), oder aber wir hängen irgendwie an dem, was verloren gegangen ist: ein Kuscheltier von früher, der erste Liebesbrief, unser Lieblings-Buch, … Wenn uns etwas wirklich ans Herz gewachsen ist, tun wir uns schwer, wenn es plötzlich verschwindet.

Auf den ersten Blick ist hier beim Hirten weder das eine noch das andere der Fall. Weder ist das eine Schaf ökonomisch so bedeutsam, dass sich eine aufwendige Suche lohnt, noch wird der Hirte eine hohe emotionale Bindung zu jedem einzelnen seiner hundert Schafe gehabt haben. Jesus erklärt (zumindest an dieser Stelle) mit keinem Wort, warum der Hirte sich zu seiner großen Suche aufmacht, sondern konzentriert sich ganz auf das Finden. Das Finden und die Freude darüber. Sie sind der Antrieb für Jesu Reich-Gottes-Mission:

Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

(Lukas-Evangelium 15, 3-7)

Wann habe ich das letzte Mal intensiv und erfolgreich nach etwas Verlorenem gesucht – vielleicht nach meinem Geldbeutel oder meinem Handy? In der Stille empfinde ich dieses Suchen noch einmal nach – inklusive der großen Erleichterung und der Finde-Freude am Ende.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Sachgerecht

Lebens Liturgien

Folge 182

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf. ›Diese hier‹, sagten sie, ›die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen!‹  Da sagte der Gutsbesitzer zu einem von ihnen: ›Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?‹

(Matthäus-Evangelium 20, 12-16)

„Bist du neidisch, weil ich so gütig bin?“ fragt der Gutsbesitzer einen der Arbeiter. Das griechische Wort, das hier für „gütig“ steht, ist „agathos“, „gut“. Es meint allerdings nicht so sehr „gut“ im Sinne von moralisch gut, sondern mehr im Sinne von „brauchbar“, „tauglich“, „sachgerecht“. Jesus will hier also weniger davon erzählen, wie gütig das Handeln des Gutsbesitzers ist, sondern wie sachgerecht, wie Reich-Gottes-gerecht sein Handeln ist. So unvernünftig bzw. ungerecht sein Handeln nach den Maßstäben der alten Welt ist, so sachgerecht und vernünftig ist sein Handeln nach den Maßstäben des Reiches Gottes. In Gottes Reich werden eben nicht mehr Arbeitszeit und Einsatz belohnt, sondern es gibt ein Grundeinkommen für alle. Für jeden und jede ist gesorgt.

Jesus hat als Erster die Vernunft und das Wesen des Reiches Gottes ganz begriffen: Armut und Angewiesensein auf Hilfe sind hier in dieser Welt ein Zeichen von Schwäche und Abstieg. Im Reich Gottes sind sie ein Zeichen für Reichtum, Gottesgemeinschaft und Fülle – weshalb Jesus das Arm-Sein vor Gott seligpreist und vor Reichtum und Besitz warnt, sie sozusagen als „nicht sachgerecht“ bezeichnet.

Während hier in dieser Welt gilt, dass die Ersten die Ersten sind und die Ersten bleiben, dass Leistung, Status, Geld, Verbindungen und Macht die eigene Bedeutsamkeit sichern, gilt im Reich Gottes das Gegenteil: die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten die Ersten. Das Dienen, nicht das Herrschen, ist die einzig sachgerechte Art, sich im Reich Gottes zu bewegen.

Während hier in dieser Welt das Auge-um-Auge- und Zahn-um-Zahn-Prinzip gilt, während hier in dieser Welt Justiz, Polizei und Militär notwendig und nicht wegzudenken sind, gilt in Gottes Reich: Feinde werden nicht bestraft, sondern geliebt. Und tatsächlich: die gewaltfreien Widerstands-Bewegungen rund um Mahatma Gandhi und Martin Luther King oder die Aufarbeitung der Apartheids-Verbrechen in Südafrika mithilfe der Versöhnungskommission lassen etwas davon ahnen, dass wirklicher Friede und Herzensveränderung nur durch Gewaltverzicht und Liebe zu erreichen sind.

Beten, Lieben, Glauben, Hoffen, Vertrauen, Dienen, … all das sind Handlungsweisen und innere Haltungen, die hier, in der alten Welt, bisweilen töricht erscheinen, ja sogar zu Nachteilen führen. Mit Blick auf Gottes gutes Reich sind diese Handlungsweisen und inneren Haltungen jedoch zutiefst sachgerecht und vernünftig.

In der Stille lasse ich das noch einmal auf mich wirken und in mich einsinken: Beten, Lieben, Glauben, Hoffen, Vertrauen, Dienen … sind die sachgerechte Art und Weise, im Reich Gottes zu leben.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Neue Welt trifft alte Welt

Lebens Liturgien

Folge 181

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Im Gleichnis Jesu von den Weingärtnern treffen zwei Welten aufeinander: die „alte“ (oder normale) Welt und das Reich Gottes. Zu Beginn schildert Jesus ausführlich und nüchtern die alte Welt: in ihr steht und lebt jeder für sich allein. Es ist ein Kampf um die eigene Existenz und ein ständiges Vergleichen: „Wer hat was? Wieviel bekomme ich? Warum bekommen andere mehr als ich?“ Wenn jemand es schafft, mehr für sich herauszuschlagen als andere, entstehen Neid und Wut. Unzufriedenheit und Missmut sind häufige Begleiter.

Gerhard Lohfink schreibt über das Gleichnis: „Die Meisterschaft des Gleichnisses besteht nun gerade darin, dass es mit sparsamsten Mitteln zeigt, wie in diese Welt der alten Gesellschaft plötzlich die neue Welt Gottes einbricht.“

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Er fand etliche und einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Denar. Dann schickte er sie in seinen Weinberg.

Gegen neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch andere untätig herumstehen. ›Geht auch ihr in meinem Weinberg arbeiten!‹, sagte er zu ihnen. ›Ich werde euch dafür geben, was recht ist.‹ Da gingen sie an die Arbeit.

Um die Mittagszeit und dann noch einmal gegen drei Uhr ging der Mann wieder hin und stellte Arbeiter ein. Als er gegen fünf Uhr ein letztes Mal zum Marktplatz ging, fand er immer noch einige, die dort herumstanden. ›Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹, fragte er sie. ›Es hat uns eben niemand eingestellt‹, antworteten sie. Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in meinem Weinberg arbeiten!‹

Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ Die Männer, die erst gegen fünf Uhr angefangen hatten, traten vor und erhielten jeder einen Denar. Als nun die Ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr bekommen; aber auch sie erhielten jeder einen Denar.

Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf. ›Diese hier‹, sagten sie, ›die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen!‹  Da sagte der Gutsbesitzer zu einem von ihnen: ›Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?‹

(Matthäus-Evangelium 20, 1-16)

Im Reich Gottes gelten also andere Gesetze. Auch hier vom Morgen bis zum Abend gearbeitet, aber die Arbeit und das Leben haben in sich selbst eine eigene Würde. Jede und jeder ist ganz und gar geliebt, beschenkt, für jeden und jede ist von Gott her gesorgt – wenn auch durchaus (und das bleibt die Herausforderung) in unterschiedlichem Maß. Maßstab und Herzschlag in dieser neuen Welt sind nicht Überlebenskampf oder Vergleichsdenken, sondern Liebe, Großzügigkeit und Gönnen-Können. Gottes neue Welt ist geprägt von Mitfreude, wenn es anderen gut geht und Mitleiden, wenn andere es schwer haben. Auf diese Weise entstehen echte Gemeinschaft, tragfähige Beziehungen, Solidarität.

Wo erlebe ich in mir und in meinem Umfeld bereits etwas von dieser neuen, guten Welt Gottes? Und wo stecke ich noch fest in der alten Welt, in Vergleich, Missgunst und Neid? In der Stille komme ich mit Gott darüber ins Gespräch.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Ungerecht

Lebens Liturgien

Folge 180

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Das Gleichnis von den Weingärtnern ist eines, das im Lehrplan für Schulen frühestens in der Mittelstufe behandelt wird. Denn: erzählt man es beispielsweise bereits in der Grundschule, erntet man von der Klasse ausschließlich dieselbe Empörung, wie der Gutsbesitzer von seinen Ganztags-Arbeitern:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Er fand etliche und einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Denar. Dann schickte er sie in seinen Weinberg.

Gegen neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch andere untätig herumstehen. ›Geht auch ihr in meinem Weinberg arbeiten!‹, sagte er zu ihnen. ›Ich werde euch dafür geben, was recht ist.‹ Da gingen sie an die Arbeit.

Um die Mittagszeit und dann noch einmal gegen drei Uhr ging der Mann wieder hin und stellte Arbeiter ein. Als er gegen fünf Uhr ein letztes Mal zum Marktplatz ging, fand er immer noch einige, die dort herumstanden. ›Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹, fragte er sie. ›Es hat uns eben niemand eingestellt‹, antworteten sie. Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in meinem Weinberg arbeiten!‹

Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ Die Männer, die erst gegen fünf Uhr angefangen hatten, traten vor und erhielten jeder einen Denar. Als nun die Ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr bekommen; aber auch sie erhielten jeder einen Denar.

Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf. ›Diese hier‹, sagten sie, ›die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen!‹  Da sagte der Gutsbesitzer zu einem von ihnen: ›Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?‹

(Matthäus-Evangelium 20, 1-16)

Ich gebe zu: nicht nur Kinder haben mit dem Handeln des Gutsbesitzers ihre Mühe. Ja, gewiss, natürlich bekommen die Ganztags-Arbeiter ihren vereinbarten Lohn – insofern geschieht ihnen kein Unrecht. Dennoch haftet dem Handeln des Gutbesitzers etwas Ungerechtes an: die eine Stunde Arbeit in der nachlassenden Hitze des Abends wird von ihm genau gleich entlohnt, wie die zwölf Stunden Arbeit der bereits am Morgen Eingestellten. Stundenlohn und Arbeitsbedingungen sind völlig unterschiedlich – und damit ungerecht.

Und tatsächlich: ist nicht vieles in dieser Welt, in der wir leben – auch in der von Gott bereits mit seiner Wirklichkeit berührten Welt – unfassbar ungerecht? Manche Christen werden für ihren Glauben verfolgt, andere werden für ihren Glauben befördert. Manche Ehepaare können einfach keine Kinder bekommen, bei anderen klappt es auf Anhieb. Manche Christ*innen erkranken mehrfach schwer in ihrem Leben oder schleppen eine chronische Krankheit mit sich herum, andere erfreuen sich über Jahrzehnte bester Gesundheit. Auch das Reich Gottes ist – zumindest hier auf dieser Erde, wo es sich immer nur anfänglich ereignet – von Ungerechtigkeiten durchzogen.

In der Stille bringe ich die Ungerechtigkeiten vor Gott, die ich in meinem Umfeld erkenne und bitte ihn in diese Ungerechtigkeiten hinein um das Kommen seines Reiches.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Arbeit

Lebens Liturgien

Folge 179

Alle Folgen

Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 5: „Gleichnisse – wie Gottes Reich kommt“. Denn das ist das große Thema von Jesus: dass Gottes Reich kommt, wie es kommt und wie es in ihm zugeht. In immer neuen Geschichten und Vergleichen bringt Jesus uns und unsere Welt in Berührung mit Gottes beglückend-irritierend-anderer Welt. Er erzählt dazu von Einbrechern, Weingärtnern und Witwen, von Weizenkörnern, Sauerteig, Reichtum und plötzlichem Tod. In den LebensLiturgien lassen wir uns von Jesus mit hineinnehmen: in diese Geschichten und in das Kommen seines Reiches, seiner Wirklichkeit

Zu Beginn lasse ich es ruhig werden in mir.

Ich atme langsam und bewusst.

Du, Herr, bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und in meinem Herzen.
Du, Herr, bist nah. Näher als mein Atem und mein Herzschlag. Näher als ich mir selbst bin.
Du, Herr, bist Wirklichkeit. Wirklicher noch als alle Freude, Schmerz oder Sorge.
Du, Herr, bist hier. Jetzt. Und schaust mich liebevoll an.

Wir hören Worte, in denen Jesus Gottes Reich beschreibt – und wie wir in ihm leben können.

Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen und die Friedensstifter. Denn sie werden die Erde besitzen und Kinder Gottes genannt werden.

Verzichtet also darauf, Böses mit Bösem zu vergelten. Haltet lieber die andere Wange hin.

Betet, dass Gottes gutes Reich kommt und sein Wille geschieht. Trachtet immer und überall zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – dann wird Gott euch alles Übrige dazugeben.

Sorgt euch um nichts! Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde. Fragt euch nicht ständig: „Was wollen wir essen, anziehen oder kaufen?“ Sammelt euch lieber Schätze im Himmel und teilt, was Ihr habt, mit den Armen.

Wenn Ihr betet, tut es mit einfachen, ehrlichen Worten. Und wenn Ihr anderen Gutes tut, dann tut es mit Demut und Liebe.

Verurteilt und richtet niemanden, denn selig sind die Barmherzigen und die, die arm sind vor Gott.

(Aus Matthäus, Kapitel 5-7)

Viele Gleichnisse, in denen Jesus vom Reich Gottes erzählt, sind außerordentlich kurz und knapp und beschränken sich auf wenige Worte. Dieses Gleichnis hier dagegen ist eine richtige kleine Erzählung:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Er fand etliche und einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Denar. Dann schickte er sie in seinen Weinberg.

Gegen neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch andere untätig herumstehen. ›Geht auch ihr in meinem Weinberg arbeiten!‹, sagte er zu ihnen. ›Ich werde euch dafür geben, was recht ist.‹ Da gingen sie an die Arbeit.

Um die Mittagszeit und dann noch einmal gegen drei Uhr ging der Mann wieder hin und stellte Arbeiter ein. Als er gegen fünf Uhr ein letztes Mal zum Marktplatz ging, fand er immer noch einige, die dort herumstanden. ›Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹, fragte er sie. ›Es hat uns eben niemand eingestellt‹, antworteten sie. Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in meinem Weinberg arbeiten!‹

Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ Die Männer, die erst gegen fünf Uhr angefangen hatten, traten vor und erhielten jeder einen Denar. Als nun die Ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr bekommen; aber auch sie erhielten jeder einen Denar.

Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf. ›Diese hier‹, sagten sie, ›die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen!‹  Da sagte der Gutsbesitzer zu einem von ihnen: ›Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?‹

(Matthäus-Evangelium 20, 1-16)

Jesus selbst hatte ein recht unbelastetes Verhältnis zum Wein: sein erstes Wunder war ein Wein-Wunder, er hat an vielen Festmahlen teilgenommen (so dass er seinen Gegnern sogar als „Fresser und Weinsäufer“ galt) und mindestens einmal im Jahr hat Jesus – wie alle Juden – am Pessach-Abend Wein mit seinen Freunden getrunken und dabei die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten gefeiert. Jesus mochte also Wein und muss viel Fröhliches mit ihm verbunden haben. Schon die Weinlese galt im alten Israel als ein großes, frohes Ereignis, das mit Freude und Gesang im Weinberg begangen wurde, ein fröhliches Jauchzen lag während dieser Tage über der Arbeit in den Weinbergen und wer an einem Weinberg vorüberging, rief den Arbeitern Segenswünsche zu.

Ganz anders die Stimmung, die über diesem Gleichnis Jesu liegt. Jesus erzählt von der Weinlese als einer grauen, nüchternen Arbeitswelt voller Mühsal. Die einzige Motivation ist der Lohn, der am Ende des Tages ausgezahlt wird. Wer arbeitet, tut das nicht aus Freude oder um der guten Arbeit willen, sondern ausschließlich, um zu überleben. Von Feststimmung, Erntedank und Wein-Vorfreude keine Spur!

Wie ist das bei mir? Wie geht es mir mit dem, was ich arbeiten muss? Wieviel Pflichtgefühl und wieviel Freude begleiten mein Arbeiten? Schiele ich mehr auf den Lohn, oder mag ich die Arbeit an sich? In der Stille komme ich mit Gott darüber ins Gespräch.

Freiraum

Ich gehe in diesen Tag in dem Vertrauen und mit der Bitte, dass Gottes Reich kommt:

Herr, mein Gott, öffne meine Augen für deine Wirklichkeit:
für das, was du tust und für das, was du heute durch mich tun willst.
Lass dein Reich kommen und deinen guten Willen geschehen –
wie im Himmel, so in unseren Parlamenten und den Konzernzentralen unserer Wirtschaft genauso wie in unseren Schulen, Gefängnissen, Altersheimen und Kirchen.
Und natürlich auch in meinem Leben.
Sende zu all dem deinen Heiligen Geist,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.