In seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium (Kap. 14-17) variiert Jesus in immer neuen Anläufen das atemberaubende Versprechen an seine Jünger: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun!“ (Joh 14,12ff.; Joh 15,16; Joh 16,23f.)
Auf den ersten Blick klingt das wie eine Generalvollmacht für alles – nach dem Motto: Egal, was wir bitten, solange wir es mithilfe des Zauberwortes „in Jesu Namen“ tun, werden wir es bekommen. Dass es so nicht gemeint sein kann, zeigen diverse nicht erhörte Gebete, die vermutlich jeder von uns zur Genüge vorweisen kann. Worum aber geht es dann?
Es geht um das, was Jesus im Vaterunser so beschreibt: „Dein Reich komme! Dein Wille geschehe!“
Jesus war nicht „einfach so“ auf Erden, sondern mit einer bestimmten Mission. Mit ihm begann das Reich Gottes auf Erden (vgl Mt 4,17; Mk 1,14). Wo Jesus war, war Reich Gottes. Dieses Reich Gottes leuchtete und leuchtet überall da auf, wo Gott zum Zuge kommt und sich Raum verschafft: Wo alles Dunkle, Abgründige und Krankhafte weicht und stattdessen Christus der Mittelpunkt ist. Wo Reich Gottes „passiert“, da läuft alle Aufmerksamkeit auf Christus zu und von ihm aus gehen Liebe, Güte, Heilung, Schönheit, Hoffnung, Versöhnung, Großzügigkeit, Freude, Friede, Vertrauen und Treue.
Dieses Reich Gottes war also Antrieb, Herzschlag und Ziel Jesu. Noch immer ist das Reich Gottes das, was ihn antreibt – aber jetzt eben vom Himmel aus. Er treibt das Reich Gottes vom Himmel aus voran – und wir von der Erde aus. Wir sind an dieser Stelle wirklich Mit-Arbeiter an Gottes Reich.
Wenn Jesus also sagt „Was Ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun“, dann könnte man das vielleicht am zutreffendsten so umschreiben. Jesus sagt damit: „Wo immer Ihr um das bittet, was gerade meinem aktuellen Willen entspricht, so wird es geschehen. Mir liegen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Dinge auf dem Herzen, die ich unbedingt umsetzen möchte: wo immer Ihr Euch im Gebet mit mir in diesen Dingen eins macht, so werden sie Wirklichkeit werden.“
Dabei gilt: Der Heilige Geist (vgl Joh 14,26) ist der, durch den wir „im Namen Jesu“ beten können. Der Heilige Geist macht uns klar, was Jesus aktuell will, was Jesus gerade auf dem Herzen hat und wir beten dann, dass dies auch eintrifft. „Im Namen Jesu beten“ heißt also: Den Herzschlag des Himmels wahrnehmen und ihn über dieser Welt ausrufen bzw. in sie hineinbeten.